self-made odessa
Lage: Odessa, Ukraine
Typ: Städtebauliche Fallstudie
Die nachlässige Haltung gegenüber Odessa hat uns angeregt, uns einen alternativen Ansatz für die Stadtentwicklung vorzustellen. Ein Ansatz, der nicht nur auf die Bedürfnisse der Stadtbewohner eingeht, sondern es ihnen ermöglicht, direkt auf ihre Umgebung Einfluss zu nehmen. Dieses Projekt ist das Ergebnis unserer Liebe zur Stadt und wurde ohne Beteiligung von Politikern bzw. Bauträgern entwickelt.
Diese Arbeit ist in vier Teile gegliedert. Die beginnt mit einer allgemeinen Analyse der Probleme von Odessa und endet mit einem detaillierteren Blick darauf, wie manche Stadtteile nach der Transformation aussehen könnten.
InhaltsverzeichnisTeil I, Städtebauliche Analyse
Teil II, Weg nach Vorne
Teil III, Stadtteile
Teil IV, Blick im Detail
Wenn Sie Fragen oder Feedback hinterlassen möchten, kontaktieren Sie uns bitte HIER
april 2023
städtebauliche typologien
Zunächst möchten wir einige städtebauliche Typologien hervorheben, die Odessa ausprägen und ihre eigenen Besonderheiten aufweisen.
Blockrandbebauung
Eine Typologie, die aus dicht gebauten Häusern mit einer Höhe von 2 bis 6 Geschossen besteht und die Innenhöfe innerhalb der Häuserblöcke bildet. Der relativ geringe Abstand zwischen den Blöcken schafft einen klar definierten Straßenraum im menschlichen Maßstab.
Mikrorajon-Bebauung
Diese Typologie ist durch eine offene Struktur geprägt, wodurch die Grenzen zwischen Straßenraum und Innenhöfen verschwimmen. Die Bebauung wird auch als Schlafquartiere bezeichnet und besteht meist aus standardisierten 5- bis 16-stöckigen Häusern in Plattenbauweise, die weit voneinander entfernt sind. Die breiten Straßen, die zwischen den Mikrorajons verlaufen, waren hauptsächlich als Verkehrsadern geplant, was den Straßenraum für Fußgänger unfreundlich machte.
Einfamilienhausbebauung
In der Ukraine wird diese Art der Bebauung als „privater Sektor“ bezeichnet und besteht im Großteil aus 1- bis 3-stöckigen Einfamilienhäusern. Trotz einer chaotischen Form und Lage der Gebäude ist der Straßenraum durch ausgeprägte Grundstücksgrenzen klar definiert.
Moderne gewinnorientierte Bauträger-Bebauung
Diese Typologie ist der Mikrorajon-Bebauung ähnlich, hat aber eine chaotische Struktur und höhere Gebäude mit 9 bis 25 Geschossen. Der Raum zwischen den Gebäuden wird von Fahrbahnen sowie Parkplätzen dominiert, sodass für die Fußgänger kaum noch Platz übrig bleibt. In der Regel befindet sich diese Art der Bebauung am Stadtrand oder anstelle von Grünflächen. Aus diesem Grund werden diese Quartiere als Fremdkörper im Stadtgefüge empfunden.
bevölkerungsdichte
Um die Hälfte der Odessiten lebt in der Mikrorajon-Bebauung, die nach dem 2. Weltkrieg erbaut wurde, um eine große Anzahl von Menschen zu beherbergen. Durch eine höhere Geschosszahl ist die Bevölkerungsdichte der Mikrorajons etwas höher als in einer Blockbebauung, aber die extrem hohen „Wohnkomplexe“ zeitgenössischer Bauträger-Siedlungen übertreffen sie deutlich.
Die Häuser in diesen Komplexen sind in eine maximal-erlaubte Anzahl von kleinen Wohnungen unterteilt, weil der einzige Zweck solcher Bebauung darin besteht, Gewinn zu produzieren. Dies machte die moderne Bauträger-Bebauung zu den dichtesten Stadtquartieren.
geschäftsdichte
Die größte Konzentration von Geschäften (Läden, Restaurants und anderen Dienstleistungen) liegt in der Blockrandbebauung. Aus diesem Grund sind die Bewohner der Schlafquartiere gezwungen, eine lange Fahrt in die Innenstadt zu unternehmen oder ihre Freizeit in Einkaufszentren zu verbringen. Dies führt zum übermäßigen Pendeln, was den Straßenverkehr intensiviert und das öffentliche Verkehrsnetz erheblich belastet.
bebauungsdichte
Die Unwucht in der Geschäftsverteilung könnte teilweise auf die Bebauungsdichte zurückgeführt werden. Quartiere mit Blockrandbebauung sind viel dichter, was eine Vielzahl von Flächen für Gewerbe und Wohnen schafft. Dies führt zur Entstehung vieler lokaler Cafés, Geschäfte, Restaurants etc.
Der Mangel an fußgängerfreundlichen Straßen und eine geringe Bebauungsdichte in anderen Stadtteilen verhindert die Gründung lokaler Einrichtungen und zwingt Unternehmen dazu, sich in Einkaufszentren zu verdichten, welche die richtigen Straßen imitieren.
Für die Bewertung der Bebauungsdichte wird die Geschossflächenzahl verwendet. Die Geschossflächenzahl (GFZ) gibt das Verhältnis der gesamten Geschossfläche aller Vollgeschosse der baulichen Anlagen auf einem Grundstück zu der Fläche des Baugrundstücks an.
öffentlicher verkehr
In Odessa gibt es zwei Arten des öffentlichen Nahverkehrs: Trolleybus und Straßenbahn. Sie bilden ein dichtes Netz innerhalb der Innenstadt, was sie dort auch für Kurzstrecken praktisch macht. In anderen Stadtteilen ist der öffentliche Verkehr wiederum weniger dicht und somit ist für die längeren Fahrten relevanter. Bei der bestehenden Straßenstruktur in Mikrorajon-Bebauung lässt sich die Verdichtung des ÖPNV nicht umsetzen.
Der Kommunalverkehr ist gezwungen, mit den privaten Kleinbussen zu konkurrieren. In der Ukraine werden sie als “Marschrutka” bezeichnet. Diese sind nicht behindertengerecht und unterscheiden sich von öffentlichen Verkehrsmitteln in einer minderwertigen Qualität. Nichtsdestotrotz sind sie gefragt, da nicht alle Stadtteile mit Trolleybus- und Straßenbahnnetz erschlossen sind.
grünflächen
Die meisten großen Grünflächen befinden sich entlang der Schwarzmeerküste. Die anderen Quartiere von Odessa sind in den Straßen sowie Innenhöfen intensiv begrünt. Dennoch besteht in der Mikrorajon-Bebauung ein Mangel an Parks sowie anderen klar definierten öffentlichen Räumen, weil diese Stadttypologie als ein durchgehender Garten konzipiert wurde.
In modernen Bauträger-Quartieren sind generell kaum Grünanlagen vorhanden. Darüber hinaus, wurde ein erheblicher Teil der Grünflächen von Odessa zugunsten solcher Bebauung zerstört.
zusammenfassung
Die monozentrische Struktur von Odessa überlastet die Straßen und den öffentlichen Verkehr. Außerdem beeinträchtigt sie eine gesunde und unabhängige Entwicklung der Schlafquartiere. Dabei wird ihre Stagnation durch punktuelle Bebauung mit modernen Wohnkomplexen verstärkt, welche die Bevölkerungsdichte erhöht, aber den Stadtraum der Mikrorajons nicht verbessert.
Die absolute Hegemonie der Bauträger hat die Entwicklung der Stadt in eine Diktatur verwandelt. Neue Quartiere sind zu reinen Plattformen für Investitionen geworden, deren Bau die Wünsche und Bedürfnisse der Stadtgesellschaft nicht berücksichtigt. Die massive Errichtung solcher Quartiere verschrottet Odessa, ihre Infrastruktur und Kultur, ohne dafür etwas zurückzugeben. Somit nutzen die Bauträger die Ressourcen der Stadt aus, machen aus den Straßen und Stadtteile ihr eigenes Produkt und zerstören ihre Individualität.
ziele
Bevor wir zu unserer Vision der Entwicklung von Odessa übergehen, möchten wir klären, welche Ziele wir bei der Entwicklung des Projekts verfolgt haben.
Polyzentralität
Die organische Bildung von Ortszentren ermöglicht eine unabhängige Entwicklung der Stadtbezirke, was unter anderem das Pendeln wesentlich reduziert. Die Dezentralisierung der Stadt ermöglicht es, die kulturellen Besonderheiten jedes Viertels hervorzuheben. Dies verstärkt die Verbindung zwischen den Menschen und ihrem Quartier, was wiederum zur Kräftigung der lokalen Gemeinschaften führt.
Klar definierter Raum
Die Aufteilung der Stadt in klein parzellierte Häuserblöcke schafft klare Grenzen zwischen Straßenraum und Innenhöfen. Die Parzellen in geringer Größe machen das Bauen für mehr Menschen erschwinglich, lassen neue Typologien entstehen und ermöglichen Flexibilität für zukünftige Veränderungen.
Direkte Beteiligung von Menschen an der Stadtentwicklung
Durch kollektives Handeln kann die städtische Gemeinschaft Veränderungen herbeiführen, ohne auf Regierung oder private Unternehmen angewiesen zu sein. Es ist der Schlüssel zu einer vielfältigen Stadt und eine Gelegenheit für alle, gehört zu werden.
Diverse Mobilitätsformen
Die Entstehung der Alternativen zum Auto befreit die Straßen von übermäßigem Verkehr. Ein vielfältiges Angebot an öffentlichen Verkehrsmitteln sowie ein fußgänger- und fahrradfreundliches Umfeld werden die Stadt für alle zugänglicher machen.
Nachhaltige Stadtentwicklung
Die Schaffung eines an die menschlichen Bedürfnisse adaptiven Umfeldes wird das Volumen der ständigen Abrisse und Neubauten reduzieren. Gleichzeitig ermöglicht die Stadtverdichtung eine effizientere Flächennutzung, ohne dass die Stadt nach außen über die bestehenden Grenzen wächst. Dies führt zu einer effizienteren Nutzung von Ressourcen, was angesichts der kommenden Klimakatastrophe notwendig ist.
Polyzentralität
Klar definierter Raum
Direkte Beteiligung von Menschen an der Stadtentwicklung
Diverse Mobilitätsformen
Nachhaltige Stadtentwicklung
strukturwandel
Große Probleme erfordern große Lösungen. Unser Ziel lag darin, Odessa so zu transformieren, dass sie die aktuellen und zukünftigen Bedürfnisse der Bewohner erfüllt und den Versuchen der Bauträger, die Stadt in ein Produkt zu verwandeln, widersteht.
Um die Grundlage für eine gesunde Stadtentwicklung zu schaffen, haben wir ein neues Netzwerk von Häuserblöcken in die bestehende Struktur integriert. Mit ihnen als „Mauern“ der Stadt haben wir viele neue Straßen und öffentliche Räume gebildet. Eine dichte Parzellierung der Häuserblöcke macht den Neubau für einen Normalbürger erschwinglich, erschwert aber gleichzeitig den Bau riesiger Wohnkomplexe, die die Stadt parasitieren.
Stadttypologien sowie bestehende Gebäude waren die Hauptfaktoren und haben im Wesentlichen die Art der vorgeschlagenen Änderungen beeinflusst. Dies wird die Einzigartigkeit und Atmosphäre verschiedener Stadtteile von Odessa betonen und eine neue Spur in der Stadtgeschichte hinterlassen.
Die Mikrorajon-Bebauung lässt sich im Vergleich zu anderen Stadttypologien unkompliziert transformieren. Eine offene Struktur und standardisierte Bauart vereinfachen die Bildung von Stadtblöcken. Im Gegensatz dazu lässt sich die moderne gewinnorientierte Bauträger-Bebauung schwer verbessern. Ihre chaotische Struktur und geringe Wohnqualität erfordern einen radikaleren Ansatz.
Die Einfamilienhausgebiete haben eine zu geringe Dichte, um den öffentlichen Verkehr leistungsstark aufrechtzuerhalten, was die Bewohner dazu neigt, sich auf Autos zu verlassen. Wir schlagen vor, eine Bebauung aus dichteren Stadtblöcken zu bilden, die zur Meeresküste führt und Einfamilienhausgebiete in mehrere Stadtteile gliedert. Dadurch werden alle notwendigen urbanen Nutzungen sowie Dienstleistungen zu Fuß erreichbar, ohne die Gesamttypologie der Nachbarschaften zu verändern.
öffentlicher verkehr
Aufgrund der langen Ausdehnung entlang der Meeresküste benötigt Odessa eine effiziente Form der Mobilität. Diese Funktion kann unseres Erachtens nach am besten durch ein oberirdisches Stadtbahn-Netz erfüllt werden. Zusammen mit Straßenbahnen und Trolleybussen kann das neue Stadtbahn-Netz viele Menschen von der Notwendigkeit eines Autos befreien und schwer zugängliche Nachbarschaften erreichbar machen. Eisenbahnviadukte lassen sich problemlos in den breiten Ausfallstraßen der sowjetischen Quartiere umsetzen. Sie werden die bestehenden Eisenbahnlinien ergänzen und eine Möglichkeit geben, die am dichtesten besiedelten Stadtteile mit einer schnellen Stadtbahn zu erschließen.
Die heutige Eisenbahninfrastruktur ist weitgehend mit der Hochbahn kompatibel, sodass sie sich gegenseitig ergänzen können. Darüber hinaus kann die neue Stadtbahn die wichtigen Verkehrsknotenpunkte verbinden und somit die Effizienz des Fernverkehrs verbessern.
Das Reduzieren der Autoabhängigkeit ermöglicht eine effizientere Nutzung des Stadtraumes. Engere Straßen mit weniger Autoverkehr geben die Priorität den Fußgängern und öffentlichen Verkehrsmitteln. Solche Transformationen wirken sich nicht nur positiv auf die Luftqualität aus, sondern auch auf die Gesundheit der Menschen, die heute viel Zeit in endlosen Staus verbringen.
Typischer Straßenquerschnitt mit Hochbahn
phasen
Eine Transformation solcher Größenordnung kann nicht sofort vollzogen werden, daher haben wir diesen Prozess in einige allgemeine Phasen unterteilt.
Erste Phase
Die Errichtung der Stadtbahn, die die Odessiten unabhängiger vom Auto macht und den Weg für die zukünftige Transformation öffnet.
Zweite Phase
Die Verdichtung und Verbesserung bestimmter Stadtbezirke, die die Rolle eines Katalysators für soziale Aktivitäten spielen . Diese Ortsteile, die lokale urbane Zentren bilden, werden die Entwicklung der Nachbarschaften positiv beeinflussen und sie unabhängiger machen.
Dritte Phase
Die Verbindung der urbanen Zentren mit einer Folge von Transformationen, die fußgänger- und fahrradfreundlichen Stadtraum bilden. Dies wird Odessa zu einem ganzheitlichen Stadtgefüge vereinen.
Vierte Phase
Maßnahmen zur Bildung einer klaren Stadtgrenze, um das endlose Wachstum nach außen zu verhindern. Darüber hinaus werden in dieser Phase die Räume für langfristige Stadtentwicklung gemäß den Prinzipien des Projekts vorgesehen.
industrie
Lokale Produktion ist eine der Hauptsäulen einer nachhaltigen Stadtentwicklung, denn sie bietet eine Alternative zu Massenprodukten, von denen Deponien überquellen. Heutzutage ist solche Produktion in gewisser Weise in der Nachbarschaft Bugajewka konzentriert. Unser Projekt zielt darauf ab, die Rolle dieses Quartiers hervorzuheben und es als Handwerkerviertel weiterzuentwickeln. Die Betrachtung der lokalen Produktion als Handwerk schafft ein gesundes Umfeld für die Entstehung zahlreicher Werkstätte, wo die einzigartigen Produkte hergestellt werden und womit die lokale Gemeinschaft stärker wird.
Bereiche der Schwerindustrie am Stadtrand benötigen eine ständige Zufahrt für schwere Lastkraftwagen, was zu Schäden an vielen Straßen führt, die nicht für diesen Verkehr geplant sind. Außerdem trägt es zur starken Lärm- und Luftverschmutzung bei. Um diese Faktoren zu minimieren, schlagen wir vor, ein Netz von Umgehungsstraßen rund um Odessa zu entwickeln.
Unser Projekt setzt das Thema Schwerindustrie fort und schlägt vor, die innerhalb der Stadt betriebene Erdölraffinerie stillzulegen. Sie stellt ein Gefahrenpotential dar und führt zu erheblichen Umweltschäden. Der Verzicht auf diese Betriebe wird auf die Umgebung positiv wirken und ermöglicht es, die von ihnen belegten Flächen für Grünanlagen zu nutzen, die in benachbarten Wohnquartieren fehlen.
grünflächen
Eine großflächige Begrünung der Stadt reduziert die Staubbelastung, trägt zur Luftkühlung bei und schafft Verschattung. Zusätzlich helfen die Grünflächen, das Problem der ständigen Überschwemmungen in einigen Stadtteilen zu beheben, indem sie Regenwasser aufnehmen.
Durch Verdichtung der offenen Struktur der Mikrorajons entstehen die klaren Grenzen zwischen Parks und Innenhöfen. Dank des geringeren Verkehrsaufkommens können breite Straßen in fußgängerfreundliche grüne Boulevards transformiert werden.
Neben der deutlich bepflanzten Mikrorajon-Bebauung haben wir auf weniger glückliche Orte geachtet. Für alle vom Projekt betroffenen Straßenprofile werden neue Baumpflanzflächen vorgesehen. Zudem haben wir eine Vielzahl von großen und kleinen Parks in jedem Stadtquartier geplant, die für Bewohner zu Fuß erreichbar sind.
radverkehr
Maßnahmen zur fußgängerfreundlichen Transformation des Stadtraumes sowie ein robuster öffentlicher Verkehr werden die Erreichbarkeit auf kurzen sowie langen Strecken verbessern. Fahrräder stellen eine effiziente Mobilitätsform für mittlere Entfernungen dar. Zudem können sie die Rolle des Individualverkehrs übernehmen, die heute für viele das Auto spielt. Die breiten Straßen von Odessa ermöglichen es, ein dichtes Netz von Radwegen zu schaffen, was zu fast jedem Ort in der Stadt führen kann.
Als Ergänzung zu Radwegen haben wir ein Netz von Fahrradstraßen geplant. Auf diesen Straßen wird der Raum, der normalerweise von Autos eingenommen wird, von Fahrrädern benutzt. Die Fahrradstraßen dienen als Hauptachsen für Radverkehr und bleiben zudem für Fußgänger attraktiv. Solche Straßenkonfiguration verbessert die Mobilität zwischen den Nachbarschaften und reduziert gleichzeitig die Lärmbelästigung zugunsten der dort lebenden Menschen.
Typischer Fahrradstraßenquerschnitt
entwicklung
Für eine nachhaltige Zukunft von Odessa müssen wir darüber nachdenken, in wessen Interesse unsere Stadt entwickelt wird. Gewinnorientiertes Bauen erfüllt nicht die Bedürfnisse der Menschen, weil das nicht sein Ziel ist. Deshalb glauben wir, dass die Zukunft von Odessa im gemeinschaftlichen Bau liegt. Die Menschen können sich in Baugruppen zusammenschließen und mit Architekten gemeinsam bauen, ohne Investoren oder Bauträger zu involvieren. Somit werden die Architektur und der Stadtraum einen beispiellosen Qualitätssprung vollziehen. Die Parzellierung der Häuserblöcke ermöglicht es auch den kleineren Gemeinschaften, einen Beitrag zur Stadtentwicklung zu leisten und den Bauprozess demokratischer zu machen.
Im Rahmen des gemeinschaftlichen Bauens werden nicht nur Neubauten geplant, sondern auch Gebäude aus dem Bestand aktiviert, vor dem drohenden Abriss bewahrt und nachhaltig weiterentwickelt. Es darf aber nicht vergessen werden, dass die Stadtgemeinde zum Wohle ihrer Bürger arbeiten und ihnen helfen sollte. Die Achtsamkeit der eigenen Nachbarschaft und kollektive Problemlösung bilden eine starke Stadtgemeinschaft. Dies wird ermöglichen, nicht nur die bewussten Forderungen an die Stadtgemeinde zu stellen, sondern auch die Ergebnisse zu erzielen.
tscherjomuschki
Tscherjomuschki war die Nachbarschaft, die uns zu diesem Projekt inspiriert hat, daher möchten wir von dort aus mit dem Überblick auf die Transformation der Stadtquartiere anfangen. Die Nachbarschaft besteht überwiegend aus fünfgeschossigen Plattenbauten, die als "Chruschtschowka" bekannt sind. Ihre Konstruktion aus Betonfertigteilen bietet zahlreiche Möglichkeiten für die Sanierung. Darüber hinaus, können die umgebauten und sanierten "Chruschtschowkas" in den Stadtraum im menschlichen Maßstab harmonisch passen.
Ausgehend von der bestehenden Bausubstanz haben wir die neuen Häuserblöcke so geplant, dass die Baulücken zwischen Plattenbauten geschlossen werden. Eine parzellierte Blockrandbebauung ermöglicht den Bewohner, die Innenhöfe mit weniger Aufwand zu pflegen, wo auch eine einzigartige Atmosphäre geschaffen wird. Die neue Struktur der Nachbarschaft lässt viele öffentliche Räume bilden. Lebhafte Plätze voller Menschen, die um die Hochbahnstationen entstehen, sowie ruhige Straßen und Parks werden Tscherjomuschki zu einem Viertel machen, das man nicht verlassen möchte.
Straßenquerschnitt 1, vor und nach den Änderungen
Straßenquerschnitt 2, vor und nach den Änderungen
Straßenquerschnitt 3, vor und nach den Änderungen
tairowa
Trotz einiger Ähnlichkeiten mit Tscherjomuschki, zeichnet sich Tairowa durch viel höhere und längere Gebäude aus, die relativ weit voneinander entfernt sind. Ein ziemlich undichtes Straßennetz, was die Mikrorajon-Bebauung gliedert, wird ständig vom intensiven Autoverkehr überlastet. Die Bildung eines homogenen Stadtraumes eröffnet die Möglichkeit, den Straßenverkehr über die gesamte Nachbarschaft zu verteilen. Darüber hinaus, wird die Entstehung der Hochbahnlinie im Quartier die Bewohner von der Notwendigkeit eines Autos befreien.
Die Architektur von Sowjetzeiten sah keine Erdgeschossnutzungen in Wohngebäuden vor, was zu einem sehr begrenzten Dienstleistungsangebot führte. Der Neubau sowie die Sanierung von den dort erbauten Gebäuden, die als „Breschnewka“ bekannt sind, wird die Entstehung neuer Erdgeschossnutzungen ermöglichen und das Spektrum der Dienstleistungen im Quartier diversifizieren. Während der Transformation wird die geschwungene Architektur der Bestandsgebäude ein einzigartiges Netz aus durchgehenden Innenhöfen bilden. Dadurch entsteht ein fußgängerfreundliches urbanes Quartier, was einen Kontrast zur autozentrierten Vergangenheit der Nachbarschaft darstellt.
Straßenquerschnitt 1, vor und nach den Änderungen
Straßenquerschnitt 2, vor und nach den Änderungen
kotowskoho
Stadttypologisch ist der Stadtteil Kotowskoho fast identisch mit Tairowa, aber die Lage am Stadtrand hat alle Nachteile einer Mikrorajon-Bebauung verschärft. Daher können die Lösungen, die wir für Tairowa anbieten, hier angewendet werden. Die Dezentralisierung der Stadt wird das ständige Pendeln teilweise reduzieren, und wo es unvermeidlich ist, werden die Hochbahn sowie andere effiziente Mobilitätsformen in Einsatz kommen.
Um das Wachstum von Kotowskoho nach außen zu verhindern, haben wir die klaren Stadtgrenzen geplant. Die Grenzen bestehen aus einer Einfamilienhausbebauung, die einen fließenden Übergang zwischen Stadt und Natur schafft. Außerdem haben wir einen kleinen Wald vorgesehen, der nicht nur das Stadtwachstum stoppen soll, sondern auch einen hervorragenden Ort für die Erholung im Freien bieten kann.
Straßenquerschnitt 1, vor und nach den Änderungen
Straßenquerschnitt 2, vor und nach den Änderungen
arkadia und fontan
Arkadia, als ein Stadtquartier, der am stärksten von Geschäftsinteressen der Bauträger betroffen ist, befindet sich in einem bedauerlichen Zustand. Eine gewinnorientierte Entwicklung hat dem Quartier praktisch keine lebensnotwendige Infrastruktur hinterlassen. Die Einzäunung der privaten Grundstücke der Wohnkomplexe ließ keinen Platz für Fußgänger, sodass vom öffentlichen Straßenraum nur die Gebäudezufahrten übrig blieben.
Die Beseitigung das Barriere sowie die Verbindung von Arkadia zu einem zusammenhängenden Straßenraum ist einer der ersten Schritte zur Behebung der von Bauträgern verursachten Schäden. Für die weitere Entwicklung sollen die Hochhäuser, aus denen das Quartier besteht, saniert, rückgebaut und in die Häuserblöcke integriert werden, um neue belebte Straßen zu bilden.
Ein weiteres Beispiel eines Stadtteils, das mit modernen Wohnkomplexen sowie Einkaufszentren bebaut wurde, ist das Quartier um die Srednefontanskaja-Straße. Die vom westlichen Stadtteil abgeschnittene Srednefontanskaja wurde zu einer Ausfallstraße ohne Fußgänger. Unser Projekt schlägt eine Lösung für das Problem vor, indem die Bahnsteige des Hauptbahnhofs unter die Erde abgesenkt werden und darüber ein öffentlicher Raum entsteht, der beide Seiten der Srednefontanskaja-Straße vereinen wird.
Straßenquerschnitt 1, vor und nach den Änderungen
bugajowka
Industriegebäude sowie Lagerhallen, die den Großteil von Bugajowka ausmachen, bilden ein geordnetes Straßennetz aus großen Häuserblöcken. Ihre übermäßige Größe verhindert den Fußgängerverkehr, was zusammen mit dem Mangel an Wohnraum und Dienstleistungen die Straßen des Quartiers fast leer lässt. Die Transformation der bestehenden sowie die Schaffung der neuen Straßen, und ein robustes öffentliches Verkehrsnetz werden Bugajowka zu einem fußgängerfreundlichen Ort für Leben und Arbeit machen.
Durch solche Veränderungen wird das Quartier nicht nur fürs Wohnen geeignet, sondern auch für viele Werkstätten, die in den meisten bestehenden Industriegebäuden untergebracht werden können. Daher werden hochqualifizierte Fachkräfte dorthin gezogen, was einen neuen Weg in der kulturellen Entwicklung von Odessa eröffnet.
Straßenquerschnitt 1, vor und nach den Änderungen
peresyp
Befreit von der Last, eine Ausfallstraße für den Pendelverkehr zwischen Kotowskoho und Stadtzentrum zu sein, kann Peresyp zu einer der schönsten Nachbarschaften von Odessa werden. Die einzigartige Lage des Damms auf Meereshöhe ermöglicht es, eine richtige Uferpromenade zu schaffen, die in der Stadt sehr fehlt.
Die Errichtung einer großen Parkanlage mit Regengärten anstelle von ehemaligen Ölraffinerien kann zur Lösung des aktuellen Überschwemmungsproblems beitragen, was zur Wiederbelebung des Quartiers führen wird. Eine lang ausgestreckte Form des Stadtteils wird es ermöglichen, Hochbahnstationen für alle Einwohner zu Fuß zu erreichen, was die Nachbarschaft noch attraktiver macht. Diese Maßnahmen werden das Potenzial von Peresyp hervorheben und das Loch im Stadtgefüge füllen, wodurch ein nachhaltiges und bewohnerorientiertes Quartier entsteht.
Straßenquerschnitt 1, vor und nach den Änderungen
Straßenquerschnitt 2, vor und nach den Änderungen
Straßenquerschnitt 3, vor und nach den Änderungen
uferpromenade von peresyp
Dieser Bereich von Peresyp ist der perfekte Ort, um die Leitprinzipien unseres Projekts zu veranschaulichen. Auf der Mittelachse dieses kleinen Quartiers befinden sich zwei Plätze, der größere bietet einen Panoramablick auf das Meer. Um den Kontrast zum offenen Raum der Uferpromenade zu verstärken, haben wir die dort hinführenden Straßen relativ schmal geplant. Die Fahrradstraße, die sie überquert, ist Teil des Radverkehrsnetzes, das nach Kotowskoho führt. Lang ausgestreckte Häuserblöcke, die quer zur typischen Richtung von Peresyp angeordnet sind, bilden den räumlichen Vektor zur Uferpromenade.
Eine kleine Parzellierung der Häuserblöcke ermöglicht eine gewisse Flexibilität bei der Nutzung der Grundstücke. Beispielsweise könnte sich auf einer Parzelle ein Mehrfamilienhaus mit Café oder Laden im Erdgeschoss befinden. Ein weiteres Haus könnte auf einem angrenzenden Grundstück gebaut werden, das sich mit dem ersten einen gemeinsamen Hof teilt und eine kleine Gemeinschaft bildet. Im nächsten Häuserblock könnte wiederum eine Schule errichtet werden, die mehrere Parzellen einnimmt.
Dank der flexiblen Stadtstruktur können solche Einrichtungen dort entstehen, wo sie am meisten gebraucht werden. Ein dichtes Straßennetz bietet vielfältige Möglichkeiten, an das gewünschte Ziel zu gelangen. An einem Tag geht man zu Fuß über die Uferpromenade oder eine gemütliche Fahrradstraße zur Arbeit, am nächsten nutzt man einfach die durchgehenden Innenhöfe.
Wir sind davon überzeugt, dass Vielfalt nicht nur den Straßen gewidmet werden sollte, sondern auch den Gebäuden, die diese Straßen prägen. Kleine Parzellen mit klaren Grenzen bieten den kleinen Menschengruppen eine Möglichkeit, sich in die Baugruppen zusammenzuschließen und die Grundstücke selbst zu entwickeln. Im Gegensatz zu einer gewinnorientierten Bauträger-Bebauung, die für einen imaginären „Durchschnittsverbraucher“ gebaut wird, kann kollektives Bauen die wahren Bedürfnisse der Menschen erfüllen. Dies wird neue Typologien und Stile hervorbringen und in der Architektur sich widerspiegeln, wodurch Odessa das neue einzigartige Image der Stadt wiederentdecken kann.
tolbukhin-platz
Wir haben die Umgebung des Tolbukhin-Platzes ausgewählt, um die Transformation der bestehenden Quartiere näher zu bringen. Eine der wichtigsten Änderungen, die wir hier vorschlagen, ist die Umwandlung der Ljustdorfskaja-Straße in eine Fußgängerpromenade. Dadurch entsteht auch die Möglichkeit, den Tolbukhin-Platz komplett für Fußgänger zu öffnen.
Der Ansatz, die Mikrorajons in parzellierte Blöcke zu unterteilen, ermöglicht es, die neuen Gebäude in die bestehende Struktur der sowjetischen Bebauung zu integrieren. Die Plattenbauweise bietet einzigartige Möglichkeiten, die Bestandsgebäude so zu sanieren, dass sie der Größe der Häuserblöcke entsprechen. So bekommen die bereits veralteten "Chruschtschowkas" das zweite Leben und können durch Neubauten ergänzt werden.
Der Erhalt der bestehenden Bebauung sorgt für einen Dialog zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Im Prozess einer organischen Stadtentwicklung entsteht die neue Architektur aus der Interaktion mit dem Kontext. Das schafft Bedingungen für den Bau einzigartiger Gebäude, die ohne die alten nicht existieren würden.
fazit
Dieses Projekt sollte unsere Vision einer nachhaltigen, ästhetischen und egalitären Entwicklung von Odessa zeigen, jedoch ist es nur einer der vielen Schritte, die für wirkliche Veränderungen erforderlich sind. Um richtige Ergebnisse zu erzielen, muss der Prozess der Stadtentwicklung von Menschen getrieben werden und nicht von den finanziellen Interessen der einzelnen privaten Bauträger.
Die Demokratisierung des Bauens wird es von der Pflicht befreien, Gewinne zu generieren, wodurch die Städte die wahren Bedürfnisse ihrer Bewohner widerspiegeln können. Vereinte Menschen sind in der Lage, das Potenzial ihrer Umgebung zu eröffnen und eine neue Seite in der Architekturgeschichte aufzuschlagen.
Wenn Sie Fragen oder Feedback hinterlassen möchten, kontaktieren Sie uns bitte HIER
self-made odessa
Date: April 2023
Lage: Odessa, Ukraine
Typ: Städtebauliche Fallstudie
Die nachlässige Haltung gegenüber Odessa hat uns angeregt, uns einen alternativen Ansatz für die Stadtentwicklung vorzustellen. Ein Ansatz, der nicht nur auf die Bedürfnisse der Stadtbewohner eingeht, sondern es ihnen ermöglicht, direkt auf ihre Umgebung Einfluss zu nehmen. Dieses Projekt ist das Ergebnis unserer Liebe zur Stadt und wurde ohne Beteiligung von Politikern bzw. Bauträgern entwickelt.
Diese Arbeit ist in vier Teile gegliedert. Die beginnt mit einer allgemeinen Analyse der Probleme von Odessa und endet mit einem detaillierteren Blick darauf, wie manche Stadtteile nach der Transformation aussehen könnten.
InhaltsverzeichnisTeil I, Städtebauliche Analyse
Teil II, Weg nach Vorne
Teil III, Stadtteile
Teil IV, Blick im Detail
Wenn Sie Fragen oder Feedback hinterlassen möchten, kontaktieren Sie uns bitte HIER
teil I, städtebauliche analyse
städtebauliche typologien
Zunächst möchten wir einige städtebauliche Typologien hervorheben, die Odessa ausprägen und ihre eigenen Besonderheiten aufweisen.
Blockrandbebauung
A high-density typology that consists of 2 to 6-storey buildings that form courtyards inside the blocks. A relatively small distance between those blocks creates a well-defined, human-scale street space.
Mikrorajon-Bebauung
Diese Typologie ist durch eine offene Struktur geprägt, wodurch die Grenzen zwischen Straßenraum und Innenhöfen verschwimmen. Die Bebauung wird auch als Schlafquartiere bezeichnet und besteht meist aus standardisierten 5- bis 16-stöckigen Häusern in Plattenbauweise, die weit voneinander entfernt sind. Die breiten Straßen, die zwischen den Mikrorajons verlaufen, waren hauptsächlich als Verkehrsadern geplant, was den Straßenraum für Fußgänger unfreundlich machte.
Einfamilienhausbebauung
In der Ukraine wird diese Art der Bebauung als „privater Sektor“ bezeichnet und besteht im Großteil aus 1- bis 3-stöckigen Einfamilienhäusern. Trotz einer chaotischen Form und Lage der Gebäude ist der Straßenraum durch ausgeprägte Grundstücksgrenzen klar definiert.
Moderne gewinnorientierte Bauträger-Bebauung
Diese Typologie ist der Mikrorajon-Bebauung ähnlich, hat aber eine chaotische Struktur und höhere Gebäude mit 9 bis 25 Geschossen. Der Raum zwischen den Gebäuden wird von Fahrbahnen sowie Parkplätzen dominiert, sodass für die Fußgänger kaum noch Platz übrig bleibt. In der Regel befindet sich diese Art der Bebauung am Stadtrand oder anstelle von Grünflächen. Aus diesem Grund werden diese Quartiere als Fremdkörper im Stadtgefüge empfunden.
bevölkerungsdichte
Um die Hälfte der Odessiten lebt in der Mikrorajon-Bebauung, die nach dem 2. Weltkrieg erbaut wurde, um eine große Anzahl von Menschen zu beherbergen. Durch eine höhere Geschosszahl ist die Bevölkerungsdichte der Mikrorajons etwas höher als in einer Blockbebauung, aber die extrem hohen „Wohnkomplexe“ zeitgenössischer Bauträger-Siedlungen übertreffen sie deutlich.
Die Häuser in diesen Komplexen sind in eine maximal-erlaubte Anzahl von kleinen Wohnungen unterteilt, weil der einzige Zweck solcher Bebauung darin besteht, Gewinn zu produzieren. Dies machte die moderne Bauträger-Bebauung zu den dichtesten Stadtquartieren.
geschäftsdichte
Die größte Konzentration von Geschäften (Läden, Restaurants und anderen Dienstleistungen) liegt in der Blockrandbebauung. Aus diesem Grund sind die Bewohner der Schlafquartiere gezwungen, eine lange Fahrt in die Innenstadt zu unternehmen oder ihre Freizeit in Einkaufszentren zu verbringen. Dies führt zum übermäßigen Pendeln, was den Straßenverkehr intensiviert und das öffentliche Verkehrsnetz erheblich belastet.
bebauungsdichte
Die Unwucht in der Geschäftsverteilung könnte teilweise auf die Bebauungsdichte zurückgeführt werden. Quartiere mit Blockrandbebauung sind viel dichter, was eine Vielzahl von Flächen für Gewerbe und Wohnen schafft. Dies führt zur Entstehung vieler lokaler Cafés, Geschäfte, Restaurants etc.
Der Mangel an fußgängerfreundlichen Straßen und eine geringe Bebauungsdichte in anderen Stadtteilen verhindert die Gründung lokaler Einrichtungen und zwingt Unternehmen dazu, sich in Einkaufszentren zu verdichten, welche die richtigen Straßen imitieren.
Für die Bewertung der Bebauungsdichte wird die Geschossflächenzahl verwendet. Die Geschossflächenzahl (GFZ) gibt das Verhältnis der gesamten Geschossfläche aller Vollgeschosse der baulichen Anlagen auf einem Grundstück zu der Fläche des Baugrundstücks an.
öffentlicher verkehr
In Odessa gibt es zwei Arten des öffentlichen Nahverkehrs: Trolleybus und Straßenbahn. Sie bilden ein dichtes Netz innerhalb der Innenstadt, was sie dort auch für Kurzstrecken praktisch macht. In anderen Stadtteilen ist der öffentliche Verkehr wiederum weniger dicht und somit ist für die längeren Fahrten relevanter. Bei der bestehenden Straßenstruktur in Mikrorajon-Bebauung lässt sich die Verdichtung des ÖPNV nicht umsetzen.
Der Kommunalverkehr ist gezwungen, mit den privaten Kleinbussen zu konkurrieren. In der Ukraine werden sie als “Marschrutka” bezeichnet. Diese sind nicht behindertengerecht und unterscheiden sich von öffentlichen Verkehrsmitteln in einer minderwertigen Qualität. Nichtsdestotrotz sind sie gefragt, da nicht alle Stadtteile mit Trolleybus- und Straßenbahnnetz erschlossen sind.
grünflächen
Die meisten großen Grünflächen befinden sich entlang der Schwarzmeerküste. Die anderen Quartiere von Odessa sind in den Straßen sowie Innenhöfen intensiv begrünt. Dennoch besteht in der Mikrorajon-Bebauung ein Mangel an Parks sowie anderen klar definierten öffentlichen Räumen, weil diese Stadttypologie als ein durchgehender Garten konzipiert wurde.
In modernen Bauträger-Quartieren sind generell kaum Grünanlagen vorhanden. Darüber hinaus, wurde ein erheblicher Teil der Grünflächen von Odessa zugunsten solcher Bebauung zerstört.
zusammenfassung
Die monozentrische Struktur von Odessa überlastet die Straßen und den öffentlichen Verkehr. Außerdem beeinträchtigt sie eine gesunde und unabhängige Entwicklung der Schlafquartiere. Dabei wird ihre Stagnation durch punktuelle Bebauung mit modernen Wohnkomplexen verstärkt, welche die Bevölkerungsdichte erhöht, aber den Stadtraum der Mikrorajons nicht verbessert.
Die absolute Hegemonie der Bauträger hat die Entwicklung der Stadt in eine Diktatur verwandelt. Neue Quartiere sind zu reinen Plattformen für Investitionen geworden, deren Bau die Wünsche und Bedürfnisse der Stadtgesellschaft nicht berücksichtigt. Die massive Errichtung solcher Quartiere verschrottet Odessa, ihre Infrastruktur und Kultur, ohne dafür etwas zurückzugeben. Somit nutzen die Bauträger die Ressourcen der Stadt aus, machen aus den Straßen und Stadtteile ihr eigenes Produkt und zerstören ihre Individualität.
teil II, weg nach vorne
ziele
Bevor wir zu unserer Vision der Entwicklung von Odessa übergehen, möchten wir klären, welche Ziele wir bei der Entwicklung des Projekts verfolgt haben.
Polyzentralität
Die organische Bildung von Ortszentren ermöglicht eine unabhängige Entwicklung der Stadtbezirke, was unter anderem das Pendeln wesentlich reduziert. Die Dezentralisierung der Stadt ermöglicht es, die kulturellen Besonderheiten jedes Viertels hervorzuheben. Dies verstärkt die Verbindung zwischen den Menschen und ihrem Quartier, was wiederum zur Kräftigung der lokalen Gemeinschaften führt.
Klar definierter Raum
Die Aufteilung der Stadt in klein parzellierte Häuserblöcke schafft klare Grenzen zwischen Straßenraum und Innenhöfen. Die Parzellen in geringer Größe machen das Bauen für mehr Menschen erschwinglich, lassen neue Typologien entstehen und ermöglichen Flexibilität für zukünftige Veränderungen.
Direkte Beteiligung von Menschen an der Stadtentwicklung
Durch kollektives Handeln kann die städtische Gemeinschaft Veränderungen herbeiführen, ohne auf Regierung oder private Unternehmen angewiesen zu sein. Es ist der Schlüssel zu einer vielfältigen Stadt und eine Gelegenheit für alle, gehört zu werden.
Diverse Mobilitätsformen
Die Entstehung der Alternativen zum Auto befreit die Straßen von übermäßigem Verkehr. Ein vielfältiges Angebot an öffentlichen Verkehrsmitteln sowie ein fußgänger- und fahrradfreundliches Umfeld werden die Stadt für alle zugänglicher machen.
Nachhaltige Stadtentwicklung
Die Schaffung eines an die menschlichen Bedürfnisse adaptiven Umfeldes wird das Volumen der ständigen Abrisse und Neubauten reduzieren. Gleichzeitig ermöglicht die Stadtverdichtung eine effizientere Flächennutzung, ohne dass die Stadt nach außen über die bestehenden Grenzen wächst. Dies führt zu einer effizienteren Nutzung von Ressourcen, was angesichts der kommenden Klimakatastrophe notwendig ist.
strukturwandel
Große Probleme erfordern große Lösungen. Unser Ziel lag darin, Odessa so zu transformieren, dass sie die aktuellen und zukünftigen Bedürfnisse der Bewohner erfüllt und den Versuchen der Bauträger, die Stadt in ein Produkt zu verwandeln, widersteht.
Um die Grundlage für eine gesunde Stadtentwicklung zu schaffen, haben wir ein neues Netzwerk von Häuserblöcken in die bestehende Struktur integriert. Mit ihnen als „Mauern“ der Stadt haben wir viele neue Straßen und öffentliche Räume gebildet. Eine dichte Parzellierung der Häuserblöcke macht den Neubau für einen Normalbürger erschwinglich, erschwert aber gleichzeitig den Bau riesiger Wohnkomplexe, die die Stadt parasitieren.
Stadttypologien sowie bestehende Gebäude waren die Hauptfaktoren und haben im Wesentlichen die Art der vorgeschlagenen Änderungen beeinflusst. Dies wird die Einzigartigkeit und Atmosphäre verschiedener Stadtteile von Odessa betonen und eine neue Spur in der Stadtgeschichte hinterlassen.
Die Mikrorajon-Bebauung lässt sich im Vergleich zu anderen Stadttypologien unkompliziert transformieren. Eine offene Struktur und standardisierte Bauart vereinfachen die Bildung von Stadtblöcken. Im Gegensatz dazu lässt sich die moderne gewinnorientierte Bauträger-Bebauung schwer verbessern. Ihre chaotische Struktur und geringe Wohnqualität erfordern einen radikaleren Ansatz.
Die Einfamilienhausgebiete haben eine zu geringe Dichte, um den öffentlichen Verkehr leistungsstark aufrechtzuerhalten, was die Bewohner dazu neigt, sich auf Autos zu verlassen. Wir schlagen vor, eine Bebauung aus dichteren Stadtblöcken zu bilden, die zur Meeresküste führt und Einfamilienhausgebiete in mehrere Stadtteile gliedert. Dadurch werden alle notwendigen urbanen Nutzungen sowie Dienstleistungen zu Fuß erreichbar, ohne die Gesamttypologie der Nachbarschaften zu verändern.
öffentlicher verkehr
Aufgrund der langen Ausdehnung entlang der Meeresküste benötigt Odessa eine effiziente Form der Mobilität. Diese Funktion kann unseres Erachtens nach am besten durch ein oberirdisches Stadtbahn-Netz erfüllt werden. Zusammen mit Straßenbahnen und Trolleybussen kann das neue Stadtbahn-Netz viele Menschen von der Notwendigkeit eines Autos befreien und schwer zugängliche Nachbarschaften erreichbar machen. Eisenbahnviadukte lassen sich problemlos in den breiten Ausfallstraßen der sowjetischen Quartiere umsetzen. Sie werden die bestehenden Eisenbahnlinien ergänzen und eine Möglichkeit geben, die am dichtesten besiedelten Stadtteile mit einer schnellen Stadtbahn zu erschließen.
Die heutige Eisenbahninfrastruktur ist weitgehend mit der Hochbahn kompatibel, sodass sie sich gegenseitig ergänzen können. Darüber hinaus kann die neue Stadtbahn die wichtigen Verkehrsknotenpunkte verbinden und somit die Effizienz des Fernverkehrs verbessern.
Das Reduzieren der Autoabhängigkeit ermöglicht eine effizientere Nutzung des Stadtraumes. Engere Straßen mit weniger Autoverkehr geben die Priorität den Fußgängern und öffentlichen Verkehrsmitteln. Solche Transformationen wirken sich nicht nur positiv auf die Luftqualität aus, sondern auch auf die Gesundheit der Menschen, die heute viel Zeit in endlosen Staus verbringen.
Typischer Straßenquerschnitt mit Hochbahn
phasen
Eine Transformation solcher Größenordnung kann nicht sofort vollzogen werden, daher haben wir diesen Prozess in einige allgemeine Phasen unterteilt.
Erste Phase
Die Errichtung der Stadtbahn, die die Odessiten unabhängiger vom Auto macht und den Weg für die zukünftige Transformation öffnet.
Zweite Phase
Die Verdichtung und Verbesserung bestimmter Stadtbezirke, die die Rolle eines Katalysators für soziale Aktivitäten spielen . Diese Ortsteile, die lokale urbane Zentren bilden, werden die Entwicklung der Nachbarschaften positiv beeinflussen und sie unabhängiger machen.
Dritte Phase
Die Verbindung der urbanen Zentren mit einer Folge von Transformationen, die fußgänger- und fahrradfreundlichen Stadtraum bilden. Dies wird Odessa zu einem ganzheitlichen Stadtgefüge vereinen.
Vierte Phase
Maßnahmen zur Bildung einer klaren Stadtgrenze, um das endlose Wachstum nach außen zu verhindern. Darüber hinaus werden in dieser Phase die Räume für langfristige Stadtentwicklung gemäß den Prinzipien des Projekts vorgesehen.
industrie
Lokale Produktion ist eine der Hauptsäulen einer nachhaltigen Stadtentwicklung, denn sie bietet eine Alternative zu Massenprodukten, von denen Deponien überquellen. Heutzutage ist solche Produktion in gewisser Weise in der Nachbarschaft Bugajewka konzentriert. Unser Projekt zielt darauf ab, die Rolle dieses Quartiers hervorzuheben und es als Handwerkerviertel weiterzuentwickeln. Die Betrachtung der lokalen Produktion als Handwerk schafft ein gesundes Umfeld für die Entstehung zahlreicher Werkstätte, wo die einzigartigen Produkte hergestellt werden und womit die lokale Gemeinschaft stärker wird.
Bereiche der Schwerindustrie am Stadtrand benötigen eine ständige Zufahrt für schwere Lastkraftwagen, was zu Schäden an vielen Straßen führt, die nicht für diesen Verkehr geplant sind. Außerdem trägt es zur starken Lärm- und Luftverschmutzung bei. Um diese Faktoren zu minimieren, schlagen wir vor, ein Netz von Umgehungsstraßen rund um Odessa zu entwickeln.
Unser Projekt setzt das Thema Schwerindustrie fort und schlägt vor, die innerhalb der Stadt betriebene Erdölraffinerie stillzulegen. Sie stellt ein Gefahrenpotential dar und führt zu erheblichen Umweltschäden. Der Verzicht auf diese Betriebe wird auf die Umgebung positiv wirken und ermöglicht es, die von ihnen belegten Flächen für Grünanlagen zu nutzen, die in benachbarten Wohnquartieren fehlen.
grünflächen
Eine großflächige Begrünung der Stadt reduziert die Staubbelastung, trägt zur Luftkühlung bei und schafft Verschattung. Zusätzlich helfen die Grünflächen, das Problem der ständigen Überschwemmungen in einigen Stadtteilen zu beheben, indem sie Regenwasser aufnehmen.
Durch Verdichtung der offenen Struktur der Mikrorajons entstehen die klaren Grenzen zwischen Parks und Innenhöfen. Dank des geringeren Verkehrsaufkommens können breite Straßen in fußgängerfreundliche grüne Boulevards transformiert werden.
Neben der deutlich bepflanzten Mikrorajon-Bebauung haben wir auf weniger glückliche Orte geachtet. Für alle vom Projekt betroffenen Straßenprofile werden neue Baumpflanzflächen vorgesehen. Zudem haben wir eine Vielzahl von großen und kleinen Parks in jedem Stadtquartier geplant, die für Bewohner zu Fuß erreichbar sind.
radverkehr
Maßnahmen zur fußgängerfreundlichen Transformation des Stadtraumes sowie ein robuster öffentlicher Verkehr werden die Erreichbarkeit auf kurzen sowie langen Strecken verbessern. Fahrräder stellen eine effiziente Mobilitätsform für mittlere Entfernungen dar. Zudem können sie die Rolle des Individualverkehrs übernehmen, die heute für viele das Auto spielt. Die breiten Straßen von Odessa ermöglichen es, ein dichtes Netz von Radwegen zu schaffen, was zu fast jedem Ort in der Stadt führen kann.
Als Ergänzung zu Radwegen haben wir ein Netz von Fahrradstraßen geplant. Auf diesen Straßen wird der Raum, der normalerweise von Autos eingenommen wird, von Fahrrädern benutzt. Die Fahrradstraßen dienen als Hauptachsen für Radverkehr und bleiben zudem für Fußgänger attraktiv. Solche Straßenkonfiguration verbessert die Mobilität zwischen den Nachbarschaften und reduziert gleichzeitig die Lärmbelästigung zugunsten der dort lebenden Menschen.
Typischer Fahrradstraßenquerschnitt
entwicklung
Für eine nachhaltige Zukunft von Odessa müssen wir darüber nachdenken, in wessen Interesse unsere Stadt entwickelt wird. Gewinnorientiertes Bauen erfüllt nicht die Bedürfnisse der Menschen, weil das nicht sein Ziel ist. Deshalb glauben wir, dass die Zukunft von Odessa im gemeinschaftlichen Bau liegt. Die Menschen können sich in Baugruppen zusammenschließen und mit Architekten gemeinsam bauen, ohne Investoren oder Bauträger zu involvieren. Somit werden die Architektur und der Stadtraum einen beispiellosen Qualitätssprung vollziehen. Die Parzellierung der Häuserblöcke ermöglicht es auch den kleineren Gemeinschaften, einen Beitrag zur Stadtentwicklung zu leisten und den Bauprozess demokratischer zu machen.
Im Rahmen des gemeinschaftlichen Bauens werden nicht nur Neubauten geplant, sondern auch Gebäude aus dem Bestand aktiviert, vor dem drohenden Abriss bewahrt und nachhaltig weiterentwickelt. Es darf aber nicht vergessen werden, dass die Stadtgemeinde zum Wohle ihrer Bürger arbeiten und ihnen helfen sollte. Die Achtsamkeit der eigenen Nachbarschaft und kollektive Problemlösung bilden eine starke Stadtgemeinschaft. Dies wird ermöglichen, nicht nur die bewussten Forderungen an die Stadtgemeinde zu stellen, sondern auch die Ergebnisse zu erzielen.
teil III, stadtteile
tscherjomuschki
Tscherjomuschki war die Nachbarschaft, die uns zu diesem Projekt inspiriert hat, daher möchten wir von dort aus mit dem Überblick auf die Transformation der Stadtquartiere anfangen. Die Nachbarschaft besteht überwiegend aus fünfgeschossigen Plattenbauten, die als "Chruschtschowka" bekannt sind. Ihre Konstruktion aus Betonfertigteilen bietet zahlreiche Möglichkeiten für die Sanierung. Darüber hinaus, können die umgebauten und sanierten "Chruschtschowkas" in den Stadtraum im menschlichen Maßstab harmonisch passen.
Ausgehend von der bestehenden Bausubstanz haben wir die neuen Häuserblöcke so geplant, dass die Baulücken zwischen Plattenbauten geschlossen werden. Eine parzellierte Blockrandbebauung ermöglicht den Bewohner, die Innenhöfe mit weniger Aufwand zu pflegen, wo auch eine einzigartige Atmosphäre geschaffen wird. Die neue Struktur der Nachbarschaft lässt viele öffentliche Räume bilden. Lebhafte Plätze voller Menschen, die um die Hochbahnstationen entstehen, sowie ruhige Straßen und Parks werden Tscherjomuschki zu einem Viertel machen, das man nicht verlassen möchte.
Straßenquerschnitt 1, vor und nach den Änderungen
Straßenquerschnitt 2, vor und nach den Änderungen
Straßenquerschnitt 3, vor und nach den Änderungen
tairowa
Trotz einiger Ähnlichkeiten mit Tscherjomuschki, zeichnet sich Tairowa durch viel höhere und längere Gebäude aus, die relativ weit voneinander entfernt sind. Ein ziemlich undichtes Straßennetz, was die Mikrorajon-Bebauung gliedert, wird ständig vom intensiven Autoverkehr überlastet. Die Bildung eines homogenen Stadtraumes eröffnet die Möglichkeit, den Straßenverkehr über die gesamte Nachbarschaft zu verteilen. Darüber hinaus, wird die Entstehung der Hochbahnlinie im Quartier die Bewohner von der Notwendigkeit eines Autos befreien.
Die Architektur von Sowjetzeiten sah keine Erdgeschossnutzungen in Wohngebäuden vor, was zu einem sehr begrenzten Dienstleistungsangebot führte. Der Neubau sowie die Sanierung von den dort erbauten Gebäuden, die als „Breschnewka“ bekannt sind, wird die Entstehung neuer Erdgeschossnutzungen ermöglichen und das Spektrum der Dienstleistungen im Quartier diversifizieren. Während der Transformation wird die geschwungene Architektur der Bestandsgebäude ein einzigartiges Netz aus durchgehenden Innenhöfen bilden. Dadurch entsteht ein fußgängerfreundliches urbanes Quartier, was einen Kontrast zur autozentrierten Vergangenheit der Nachbarschaft darstellt.
Straßenquerschnitt 1, vor und nach den Änderungen
Straßenquerschnitt 2, vor und nach den Änderungen
kotowskoho
Stadttypologisch ist der Stadtteil Kotowskoho fast identisch mit Tairowa, aber die Lage am Stadtrand hat alle Nachteile einer Mikrorajon-Bebauung verschärft. Daher können die Lösungen, die wir für Tairowa anbieten, hier angewendet werden. Die Dezentralisierung der Stadt wird das ständige Pendeln teilweise reduzieren, und wo es unvermeidlich ist, werden die Hochbahn sowie andere effiziente Mobilitätsformen in Einsatz kommen.
Um das Wachstum von Kotowskoho nach außen zu verhindern, haben wir die klaren Stadtgrenzen geplant. Die Grenzen bestehen aus einer Einfamilienhausbebauung, die einen fließenden Übergang zwischen Stadt und Natur schafft. Außerdem haben wir einen kleinen Wald vorgesehen, der nicht nur das Stadtwachstum stoppen soll, sondern auch einen hervorragenden Ort für die Erholung im Freien bieten kann.
Straßenquerschnitt 1, vor und nach den Änderungen
Straßenquerschnitt 2, vor und nach den Änderungen
arkadia und fontan
Arkadia, als ein Stadtquartier, das am stärksten von Geschäftsinteressen der Bauträger betroffen ist, befindet sich in einem bedauerlichen Zustand. Eine gewinnorientierte Entwicklung hat dem Quartier praktisch keine lebensnotwendige Infrastruktur hinterlassen. Die Einzäunung der privaten Grundstücke der Wohnkomplexe ließ keinen Platz für Fußgänger, sodass vom öffentlichen Straßenraum nur die Gebäudezufahrten übrig blieben.
Die Beseitigung der Barriere sowie die Verbindung von Arkadia zu einem zusammenhängenden Straßenraum ist einer der ersten Schritte zur Behebung der von Bauträgern verursachten Schäden. Für die weitere Entwicklung sollen die Hochhäuser, aus denen das Quartier besteht, saniert, rückgebaut und in die Häuserblöcke integriert werden, um neue belebte Straßen zu bilden.
Ein weiteres Beispiel eines Stadtteils, das mit modernen Wohnkomplexen sowie Einkaufszentren bebaut wurde, ist das Quartier um die Srednefontanskaja-Straße. Die vom westlichen Stadtteil abgeschnittene Srednefontanskaja wurde zu einer Ausfallstraße ohne Fußgänger. Unser Projekt schlägt eine Lösung für das Problem vor, indem die Bahnsteige des Hauptbahnhofs unter die Erde abgesenkt werden und darüber ein öffentlicher Raum entsteht, der beide Seiten der Srednefontanskaja-Straße vereinen wird.
Straßenquerschnitt 1, vor und nach den Änderungen
bugajowka
Industriegebäude sowie Lagerhallen, die den Großteil von Bugajowka ausmachen, bilden ein geordnetes Straßennetz aus großen Häuserblöcken. Ihre übermäßige Größe verhindert den Fußgängerverkehr, was zusammen mit dem Mangel an Wohnraum und Dienstleistungen die Straßen des Quartiers fast leer lässt. Die Transformation der bestehenden sowie die Schaffung der neuen Straßen, und ein robustes öffentliches Verkehrsnetz werden Bugajowka zu einem fußgängerfreundlichen Ort für Leben und Arbeit machen.
Durch solche Veränderungen wird das Quartier nicht nur fürs Wohnen geeignet, sondern auch für viele Werkstätten, die in den meisten bestehenden Industriegebäuden untergebracht werden können. Daher werden hochqualifizierte Fachkräfte dorthin gezogen, was einen neuen Weg in der kulturellen Entwicklung von Odessa eröffnet.
Straßenquerschnitt 1, vor und nach den Änderungen
peresyp
Befreit von der Last, eine Ausfallstraße für den Pendelverkehr zwischen Kotowskoho und Stadtzentrum zu sein, kann Peresyp zu einer der schönsten Nachbarschaften von Odessa werden. Die einzigartige Lage des Damms auf Meereshöhe ermöglicht es, eine richtige Uferpromenade zu schaffen, die in der Stadt sehr fehlt.
Die Errichtung einer großen Parkanlage mit Regengärten anstelle von ehemaligen Ölraffinerien kann zur Lösung des aktuellen Überschwemmungsproblems beitragen, was zur Wiederbelebung des Quartiers führen wird. Eine lang ausgestreckte Form des Stadtteils wird es ermöglichen, Hochbahnstationen für alle Einwohner zu Fuß zu erreichen, was die Nachbarschaft noch attraktiver macht. Diese Maßnahmen werden das Potenzial von Peresyp hervorheben und das Loch im Stadtgefüge füllen, wodurch ein nachhaltiges und bewohnerorientiertes Quartier entsteht.
Straßenquerschnitt 1, vor und nach den Änderungen
Straßenquerschnitt 2, vor und nach den Änderungen
Straßenquerschnitt 3, vor und nach den Änderungen
teil IV, blick im detail
uferpromenade von peresyp
Dieser Bereich von Peresyp ist der perfekte Ort, um die Leitprinzipien unseres Projekts zu veranschaulichen. Auf der Mittelachse dieses kleinen Quartiers befinden sich zwei Plätze, der größere bietet einen Panoramablick auf das Meer. Um den Kontrast zum offenen Raum der Uferpromenade zu verstärken, haben wir die dort hinführenden Straßen relativ schmal geplant. Die Fahrradstraße, die sie überquert, ist Teil des Radverkehrsnetzes, das nach Kotowskoho führt. Lang ausgestreckte Häuserblöcke, die quer zur typischen Richtung von Peresyp angeordnet sind, bilden den räumlichen Vektor zur Uferpromenade.
Eine kleine Parzellierung der Häuserblöcke ermöglicht eine gewisse Flexibilität bei der Nutzung der Grundstücke. Beispielsweise könnte sich auf einer Parzelle ein Mehrfamilienhaus mit Café oder Laden im Erdgeschoss befinden. Ein weiteres Haus könnte auf einem angrenzenden Grundstück gebaut werden, das sich mit dem ersten einen gemeinsamen Hof teilt und eine kleine Gemeinschaft bildet. Im nächsten Häuserblock könnte wiederum eine Schule errichtet werden, die mehrere Parzellen einnimmt.
Dank der flexiblen Stadtstruktur können solche Einrichtungen dort entstehen, wo sie am meisten gebraucht werden. Ein dichtes Straßennetz bietet vielfältige Möglichkeiten, an das gewünschte Ziel zu gelangen. An einem Tag geht man zu Fuß über die Uferpromenade oder eine gemütliche Fahrradstraße zur Arbeit, am nächsten nutzt man einfach die durchgehenden Innenhöfe.
Wir sind davon überzeugt, dass Vielfalt nicht nur den Straßen gewidmet werden sollte, sondern auch den Gebäuden, die diese Straßen prägen. Kleine Parzellen mit klaren Grenzen bieten den kleinen Menschengruppen eine Möglichkeit, sich in die Baugruppen zusammenzuschließen und die Grundstücke selbst zu entwickeln. Im Gegensatz zu einer gewinnorientierten Bauträger-Bebauung, die für einen imaginären „Durchschnittsverbraucher“ gebaut wird, kann kollektives Bauen die wahren Bedürfnisse der Menschen erfüllen. Dies wird neue Typologien und Stile hervorbringen und in der Architektur sich widerspiegeln, wodurch Odessa das neue einzigartige Image der Stadt wiederentdecken kann.
tolbukhin-platz
Wir haben die Umgebung des Tolbukhin-Platzes ausgewählt, um die Transformation der bestehenden Quartiere näher zu bringen. Eine der wichtigsten Änderungen, die wir hier vorschlagen, ist die Umwandlung der Ljustdorfskaja-Straße in eine Fußgängerpromenade. Dadurch entsteht auch die Möglichkeit, den Tolbukhin-Platz komplett für Fußgänger zu öffnen.
Der Ansatz, die Mikrorajons in parzellierte Blöcke zu unterteilen, ermöglicht es, die neuen Gebäude in die bestehende Struktur der sowjetischen Bebauung zu integrieren. Die Plattenbauweise bietet einzigartige Möglichkeiten, die Bestandsgebäude so zu sanieren, dass sie der Größe der Häuserblöcke entsprechen. So bekommen die bereits veralteten "Chruschtschowkas" das zweite Leben und können durch Neubauten ergänzt werden.
Der Erhalt der bestehenden Bebauung sorgt für einen Dialog zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Im Prozess einer organischen Stadtentwicklung entsteht die neue Architektur aus der Interaktion mit dem Kontext. Das schafft Bedingungen für den Bau einzigartiger Gebäude, die ohne die alten nicht existieren würden.
fazit
Dieses Projekt sollte unsere Vision einer nachhaltigen, ästhetischen und egalitären Entwicklung von Odessa zeigen, jedoch ist es nur einer der vielen Schritte, die für wirkliche Veränderungen erforderlich sind. Um richtige Ergebnisse zu erzielen, muss der Prozess der Stadtentwicklung von Menschen getrieben werden und nicht von den finanziellen Interessen der einzelnen privaten Bauträger.
Die Demokratisierung des Bauens wird es von der Pflicht befreien, Gewinne zu generieren, wodurch die Städte die wahren Bedürfnisse ihrer Bewohner widerspiegeln können. Vereinte Menschen sind in der Lage, das Potenzial ihrer Umgebung zu eröffnen und eine neue Seite in der Architekturgeschichte aufzuschlagen.
Wenn Sie Fragen oder Feedback hinterlassen möchten, kontaktieren Sie uns bitte HIER